Leitlinien und Leitsätze für den AK Mediendörfer |
Leitbild des Arbeitskreises Mediendörfer
I. Der Arbeitskreis Mediendörfer Baden-Württemberg Auf Anregung des Ministeriums Ländlicher Raum und mit Unterstützung der Akademie Ländlicher Raum hat sich aus dem jährlichen Wettbewerb "InternetDorf" (seit 1999) ein Arbeitskreis Mediendörfer Baden-Württemberg entwickelt. Nachstehend werden die derzeitigen vier Mediendörfer vor- und ihre Arbeit dargestellt.
Mediendorf Mönchweiler: www.moenchweiler.de Mönchweiler liegt am südlichen Rand des Schwarzwaldes. Die Gemeinde wurde 1999 als erstes Mediendorf in Baden-Württemberg ausgezeichnet. Ein Team aus Bürgern, dem Bürgermeister, Gemeinderäten, dem Schulleiter und Projektmanagern entwickelt ein ganzheitliches und integratives Konzept, das sowohl der Anpassung der gesamten Gemeindeinfrastruktur an die Möglichkeiten der Neuen Medien dient, als auch die Bürger bei der Entwicklung und Umsetzung intensiv mit einbezieht. Der Nutzen für die Bürger sind mehr Information, mehr Dienstleistungen, geringere Kosten, weniger Zeitaufwand, kürzere Wege, mehr Kommunikation. E-Government sorgt für mehr Transparenz der Kommunalpolitik. Von der Schule als Kompetenzcenter werden Online-Berater ausgebildet, die den Bürgern kostenlos für die Hilfe am PC zur Verfügung stehen. Bürger stellen sich in einem Expertennetz für fachliche Beratungen aller Art zur Verfügung.
Stadt Schiltach - Internetdorf 2001: www.schiltach.de Die Stadt Schiltach im Kinzigtal hat neben ihrer bekannten Fachwerkaltstadt mit ihren vier Museen und der wunderschönen Landschaft des Mittleren Schwarzwaldes ein weiteres Highlight vorzuzeigen, ihren neuen Internetauftritt, der zum baden-württembergischen „Internetdorf 2001“ gekürt wurde. Zwei Highlights der Website standen schon am Anfang fest: Ein virtueller Stadtrundgang für Touristen und ein Online-Rathaus für die Bevölkerung. Dieses soll die Möglichkeit einräumen, die unterschiedlichsten Behördengänge über Internet zu erledigen und die Einwohnerschaft umfassend zu informieren. So werden unter anderem mit dem SMS-Müllwecker die Bürger kostenlos an Mülltermine erinnert. Mit dem SchiltachMail, einem eigens für die Stadt entwickelten E-Mail System, kann sich jeder Bürger eine eigene E-Mail Adresse nach dem Schema name@schiltach.de anlegen. Die hohen Zugriffszahlen bestätigen, dass das kommunale Internet-Portal auch in der Bevölkerung ankommt. So werden monatlich 70.000 bis 90.000 Seiten abgerufen.
Mediendorf Sternenfels: www.sternenfels.de Der strukturellen Veränderung in der Landwirtschaft und dem Verlust von Arbeitsplätzen im produzierenden Bereich tritt Sternenfels mit einem neuen, umfassenden Konzept entgegen. Modernste Informations- und Kommunikationstechniken bilden die Basis, auf der das neu errichtete Gründerzentrum mit integriertem Dienstleistungszentrum aufbaut. Durch Einsatz neuer Medien und moderner Produktionstechnologie ist es gelungen, den Verlust traditioneller Arbeitsplätze wettzumachen und seit 1991 insgesamt 800 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Im Tele-Service-Center erbringen Telearbeiter/innen Dienstleistungen für kleinere und mittlere Unternehmen. Existenzgründer finden im Gründer- und Innovationszentrum hervorragende Rahmenbedingungen für eine Etablierung ihrer Unternehmen. Die Akademie Sternenfels bietet ein breites Angebot an Kursen und Seminaren. Das KOMM-IN vereinigt in einem einmaligen Mix öffentliche, wirtschaftliche und private Dienstleistungen, die räumlich, personell und organisatorisch zusammengefasst sind.
Mediendorf Wannweil: www.wannweil.de Wannweil bietet seinen Bürgern ein umfassendes Online-Angebot: Im virtuellen Rathaus können sie zum Beispiel eine Lohnsteuerkarte oder einen Personalausweis beantragen oder den Strom-Zählerstand ablesen lassen Im „Forum“ haben Besucher der Homepage die Möglichkeit, Kleinanzeigen aufzugeben oder an Diskussionen teilzunehmen. Zusätzlich sind auf der Homepage Informationen zu Abfallterminen, Öffnungszeiten des Hallenbads, die Geschichte der Gemeinde und Hinweise auf Veranstaltungen zu finden. Ferner präsentieren sich die Kindergärten, Kirchen, Sportstätten und Vereine. Selbst die Heimatgedichte eines ortsansässigen Schriftstellers sind online zu finden. Auch über eine WAP-Handy ist der Zugriff auf das Internetangebot möglich. Weiterer Pluspunkt: Jeder Bürger von Wannweil kann kostenlos eine eigene E-Mail-Adresse mit der Formel „Vorname.Familienname@Wannweil.de“ erwerben. Zielsetzung ist zudem die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen, die im Internet vertreten sind und ihren Webauftritt zu einer Electronic-Business-Lösung ausbauen wollen.
II. Stand der derzeitigen Zusammenarbeit Die Mediendörfer haben sich grundsätzlich zum Ziel gesetzt, ein baden-württemberg-weites virtuelles Netzwerk aufzubauen, das das Innovationspotenzial stärkt, die Umsetzung von Konzepten beschleunigt, Ressourcen effektiver verwendet und als Ideenpool dient.
Ausdruck erster Umsetzung ist eine gemeinsame Homepage (www.media-villages.com und www.mediendoerfer.de) als Plattform für die interne und externe Kommunikation, aber auch als Archiv und Dokumentation, wie die Mediendörfer die Aufgaben „e-Government“ und „virtueller Dienstleistung für den Bürger“ erledigen. Hier können sich Gemeinden, die sich ähnlichen Aufgaben widmen, vor der eigenen Investition informieren und Anregungen holen.
Darüber hinaus nimmt sich die Arbeitsgemeinschaft einzelne Projekte für den Ausbau der kommunalen Dienste vor, um sie gemeinsam zu entwickeln, zu produzieren und anzuwenden. So kann die Arbeitsgemeinschaft eine Einkaufsgemeinschaft bilden oder Anwendungen für Neue Medien, die bereits in einer der Gemeinden laufen, auch den anderen verfügbar machen. So steht zur Zeit beispielsweise ein Partnerpool für die gemeinsame Nutzung von Werkzeugen auf der Tagesordnung.
Außerdem nimmt sich die Arbeitsgemeinschaft intensiv des Themas "Flächendeckende Versorgung des Ländlichen Raums mit Dienstleistungen der Neuen Medien" an.
III. Ausblick auf weitere Aktivitäten · Das Ziel des Aufbaus eines baden-württemberg-weiten virtuellen Netzwerks, das das Innovationspotenzial stärkt, die Umsetzung von Konzepten beschleunigt, Ressourcen effektiver verwendet und als Ideenpool dient, soll auf die Ebene der Europäischen Union (EU) ausgeweitet werden, um zum einen von den Entwicklungen anderer Gemeinden außerhalb Baden-Württembergs zu profitieren und zum anderen eigene Erfahrungen und Ideen anderen Gemeinden außerhalb des Landes zur Verfügung zu stellen. Hierfür wird eine Förderungen durch die EU angestrebt.
· Während bisher trotz mancher Ausnahmen in Teilbereichen die Stichworte Bürgerbeteiligung und Virtuelles Rathaus in erster Linie durch die Bereitstellung von Informationen, die die Beteiligten abrufen können, geprägt waren, steht der Ausbau hin zu einer gemeindeweiten eGemeinschaft und interkommunalen e-Community an. Hier geht es darum, die Kommunikation noch stärker in Richtung gleichberechtigter Zugang und Austausch von Informationen weiterzuentwickeln. Grundvoraussetzung ist die Einführung einer Bürger Card, so dass unter anderem auch Verwaltungsprozesse mit den bereits online verfügbaren Formularen medienbruchfrei gestaltet werden können. Der Ausbau von Servicediensten auf der Grundlage von SMS beispielsweise bei der Information über Schadensereignisse erscheint sinnvoll. Zudem gilt es, noch stärker als bisher ausländische Einwohner einzubinden. Ähnliches gilt für den Bereich Jugend zum Beispiel über Taschengeldbörse und vertiefende Kursangebote zum Umgang mit den neuen Medien.
· Ein besonderes und in den nächsten Jahren noch drängenderes Problem stellt im Ländlichen Raum die örtliche oder zumindest ortsnahe Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs dar. Hier wird er darum gehen, Modelle etc. zu erproben, wie mit Hilfe der neuen Medien oder in Kombination mit bestehenden, realen Angeboten einer drohenden Unterversorgung begegnet werden kann. Denkbar wäre beispielsweise die Realisierung eines virtuellen Modellprojekts "Einkaufsplattform/Shoplösung für das Gewerbe sowie die Erweite-rung des Modells KOMM-IN um weitere Projekte öffentlicher und privater Nah-versorgung.
· Das Potential der neuen Medien auf kulturellem Gebiet ist noch nicht ausgeschöpft. Multimediale Themenportale (virtuelle Museen und ähnliches) können zur Ausbildung beziehungsweise Vertiefung von lokalen und regionalen Identitäten wie auch zur Förderung des Tourismus beitragen. Über gezielte Projekte wie zum Beispiel einen Schülerwettbewerb, ein Jugend-TV im Internet oder ein Hausaufgabenforum kann gezielt die junge Generation einbezogen werden.
· Die Finanzen der öffentlichen Haushalte für den Einsatz der neuen Medien werden angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung nicht steigen, wahrscheinlich eher schrumpfen. Vor diesem Hintergrund wird es notwendig sein, durch geeignete Maßnahmen die verbleibenden Mittel so effektiv und effizient wie möglich einzusetzen. Eine Frage, die sich hier stellt, könnte die nach dem Einsatz sogenannter Open-Source-Software sein.
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