Wannweil stellt Online-Shops |
Wannweil will einen virtuellen Dorfladen etablieren / Surfen im Rathauscafé
WANNWEIL. Die Echazgemeinde wird wieder einmal ihrem Ruf als medialem Vorreiter gerecht: Die Kommune stellt Betrieben kostenlos Online-Shops zur Verfügung, von September an lädt eine verbesserter virtueller Marktplatz zum Einkaufen ein. Und seit Samstag kann 100 Meter ums Rathaus drahtlos im Internet gesurft werden.
In Zukunft sollen die Wannweiler/innen ganz bequem von zu Hause aus im Ort einkaufen gehen können – per Mausklick. Denn die Gemeinde will in ihrem neuesten Internet-Projekt 20 Online-Shops in einem virtuellen Marktplatz zusammenführen. Dort kann man dann durch die Online-Läden schlendern, Waren auswählen und per e-mail bestellen. Bezahlt wird mit Überweisung, Kreditkarte oder Bankeinzug, bei den Händlern geht die Wunschliste per Fax ein und dann wird nach Hause geliefert.
Am Samstag informierten sich rund 50 Interessierte aus Handel, Handwerk und Gewerbe wie sie einen eigenen Laden im Internet bekommen können. Die Gemeinde stellt 20 Shops kostenlos zur Verfügung, einrichten können ihn die künftigen virtuellen Ladeninhaber dann selbst. Wie das geht, lernen sie in einer ebenfalls kostenfreien Schulung durch das Wannweiler Mediendorfteam.
„Das Projekt hat einen ganz pragmatischen Hintergrund: Wir haben keinen Vollversorger mehr im Ort“, erklärte Bürgermeisterin Anette Rösch. Es gebe zwar noch fast alles in Wannweil zu kaufen, aber in verschiedenen Nischen. Auf dem virtuellen Marktplatz werde es jetzt zusammengeführt. „Es schadet uns allen, wenn unsere Mitbürger in die Peripherie zum Einkaufen fahren“, so Rösch.
Michael Reiss vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg, das den Modellversuch in den „Mediendörfern“ Wannweil und Mönchweiler unterstützt, war sich sicher, „das Projekt landesweit weiterempfehlen zu können.“ Da es bald immer mehr ältere Menschen gebe, die nicht mehr so mobil seien, sei eine Änderung der Versorgungsstruktur nötig.
Hauptamtsleiter Volker Steinmaier, mit seinem 20-köpfigen Mediendorfteam treibende Kraft hinter den Wannweiler Internetaktivitäten, hat durch die Mitarbeit im Arbeitskreis Mediendörfer die Fördermittel zum Kauf der Software an Land gezogen. Die Hälfte Kosten für die Software-Lizenzen und Administratorschulungen trägt das Ministerium. Finanziert wird der Rest aus den Preisgeldern, die Wannweil 2001 in mehreren Wettbewerben für seine Internet-Arbeit einstrich, bezahlt. Insgesamt kamen damals rund 64000 Euro zusammen, allein 25000 Euro gab es von der Telekom für den ersten Preis im Wettbewerb „Mittelstand geht online“.
Wer sich nicht für das Betreiben eines Online-Shops begeistern kann, aber trotzdem im virtuellen Dorfladen präsent sein möchte, für den hatte Ulrich Maurer vom Mediendorfteam eine Altenativlösung. Auf einer Web-Visitenkarte kann der Betrieb vorgestellt werden.
Bei den versammelten Geschäftsleuten kam das Projekt an: „Die Resonanz war überwältigend!“, so Steinmaier. Für die Visitenkarte gab es gleich elf Anmeldungen, von den Shops sind bereits 13 vergeben, die Palette reicht vom Getränkehändler bis zum Kosmetikverkauf.
Seit Samstag ist in Wannweil darüber hinaus der erste „Hotspot“ der Telekom in der Region Tübingen/Reutlingen installiert. Im Umkreis von 100 Metern rund ums Rathaus gibt es jetzt einen drahtlosen Internetzugang. Die Wannweiler/innen können also in Zukunft nicht nur von daheim aus einkaufen, sondern auch beim Kaffeetrinken im Rathauscafé durchs Netz surfen.
INFOInformationen für interessierte Internethändler bei Volker Steinmaier unter der Telefonnummer 07121/958521 oder auf www.wannweil4u.de.
Quelle: Schwäb. Tagblatt, 26.04.2004
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